Sütterlin - Sütterlinschrift - Deutsche Schreibschrift

Transkription/Umschreibung alter Schriften in heutige Schrift    

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Leseproben
  
   

Diese Seite soll es Interessierten ermöglichen die deutsche Schreibschrift zu lesen und zu schreiben, wie sie bis 1941 an deutschen Schulen gelehrt und noch darüber hinaus verwendet wurde. Dazu stelle ich zunächst das Alphabet allgemein vor. Berücksichtig werden dabei auch verschiedenen Versionen der einzelnen Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen. In mehreren Leseproben kann dies dann praktisch angewandt werden.

Geschichtliches zu Sütterlin...

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Wenn hier die Rede von deutscher Schreibschrift bzw. deutscher Schrift ist, meine ich damit hauptsächlich die von dem deutschen Grafiker und Pädagogen Ludwig Sütterlin (1865-1917) vorgeschlagene und nach ihm benannte Schrift - die Sütterlin Schreibschrift. Diese wurde 1924 zunächst in Preußen und später auch in anderen deutschen Ländern als verbindliche Schreibschrift eingeführt. Das "Ende" der Sütterlin-Epoche trat nach dem zweiten Weltkrieg ein. Die Gründe hierfür sind zum einen in der zunehmenden Mechanisierung des Schreibprozesses zu sehen, durch die insbesondere im öffentlichen Bereich die Handschrift fast völlig durch die Druckschrift verdrängt wurde; zum anderen wirkte aber auch ein Erlaß von 1941 nach, mit dem die Verwendung der deutschen Handschrift (also auch die Sütterlin-Schrift) verboten wurde. Von da an wurde an den deutschen Schulen die "lateinische Schreibschrift" eingeführt, wie sie mit geringen Abweichungen heute noch gelehrt wird.

Das Sütterlin Alphabet...

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Im Folgenden stelle ich zunächst die einzelnen Buchstaben der deutschen Schreibschrift losgelöst dar. Eine Schreibschrift lebt aber erst durch den Kontext mit anderen Buchstaben, weshalb im nächsten Abschnitt einzelne Wörter und Leseproben abgebildet sind. Für diejenigen Buchstaben, für die verschiedene Schreibweisen anzutreffen sind, habe ich die möglichen Varianten nebeneinander angegeben.
Zur Erstellung der Bilder: ich habe die Buchstaben zunächst mit einer Feder und schwarzer Tinte auf ein weises Blatt Papier geschrieben. Dieses habe ich anschließend mit einem Scanner eingelesen und mit einem Bildbearbeitungsprogramm Linien hinterlegt. Durch diesen Vorgang haben natürlich die Bilder an Schärfe verloren, was die Ränder etwas verschwommen aussehen lässt.

Kleinbuchstaben...

a

b

c

d

e

f

g

h

i

j

k

l

m

n

o

p

q

r

s

ß

t

u

v

w

x

y

z

ä

ö

ü
Großbuchstaben...

A

B

C

D

E

F

G

H

I

J

K

L

M

N

O

P

Q

R

S

T

U

V

W

X

Y

Z

Ä

Ö

Ü

Besonderheiten der Sütterlinschrift...

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Beim Schreiben der deutschen Schrift gibt es bestimmte Aspekte, auf die man besonders achten sollte und die im Gegensatz zur heutigen (Schreib)Schrift anders sind. Auf diese Besonderheiten will ich hier kurz eingehen.

Langes und rundes "s"...

In der deutschen Schrift wird zwischen einem "langen" und einem "runden" s unterschieden. Das lange s steht immer am Anfang oder inmitten eines Wortes und bei zusammengesetzten Wörtern am Anfang oder inmitten der einzelnen Wortbestandteile. Das runde s steht demnach am Wortende oder am Ende von Wortteilen bei zusammengesetzten Wörtern (auch beim Binde-s).


langes s verglichen mit rundem s

müssen (2 lange s in der wortmitte)

das (rundes s am wortende)

Geburtstag (rundes s als Binde-s)

Die Trennung zwischen langem und rundem s wird vorgenommen, um semantisch (Bedeutung, Sinn) unterschiedliche Wörter auch graphisch (d.h. das geschriebene wort) unterschiedlich darzustellen. Als Beispiel wäre das Wort "Wachstube" zu nennen. Ist es nun eine "Tube für Wachs" oder eine "Stube für Wachpersonal"? Mit der heutigen Schrift ist der Unterschied nur im Kontext, also im Zusammenhang mit dem umgebenden Text, erkennbar. Im Gegensatz dazu erhalten in der deutschen Schrift diese Worte ein unterschiedliches Aussehen:


Wach-stube (Stube für Wachpersonal)

Wachs-tube (Tube für/mit Wachs)

Probleme treten bei der Anwendung der neuen deutschen Rechtschreibung auf. Aus ihr resultieren Wörter mit "ss", "s" und "ß" am Wortende. "s" und "ß" lassen sich problemlos mit der deutschen Schrift darstellen. Aber was ist mit "ss"? Schreibt man nun 2 lange s oder 2 runde s oder nach den obigen Regeln korrekt erst ein langes und dann ein rundes? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Mein Vorschlag: Texte in deutscher Schrift sollten nach der alten Rechtschreibung verfasst werden. Das Problem soll durch die nachfolgenden Abbildungen am Beispiel von "das", "dass" oder nach der alten Rechtschreibung "daß" dargestellt werden:


das
(als Artikel oder Relativpronomen - keine Probleme mit deutscher Schrift)

daß
(als Konjunktion in alter Rechtschreibung - keine Probleme mit deutscher Schrift)

dass
(als Konjunktion in neuer Rechtschreibung - mit 2 langen s)

dass (als Konjunktion in neuer Rechtschreibung - mit 2 runden s)

dass (als Konjunktion in neuer Rechtschreibung - korrekter mit langem und rundem s)
Besondere Buchstabenkombinationen...
An dieser Stelle will ich 2 besonders häufig auftretende Buchstabenkombinationen vorstellen. Dabei ist "St" besonders interessant, da hier eine andere Schreibweise verwendet wird als es die einzelnen Buchstaben verbunden ergeben würden.

St (wie in "Staub")

qu (wie in "Aquarell")
Doppelte Buchstaben n und m...

Vereinzelt sieht man eine verkürzte Schreibweise für die Buchstaben n und m, wie in Kanne, Tonne, Hammer und Zimmer. Dabei wird n oder m nicht 2 mal hintereinander, sondern einzeln mit einem geraden waagerechten Strich darüber geschrieben:


nn

mm
Korrekte Schreibweise...

Bei der deutschen Schreibschrift muss man auf die korrekte Schreibweise achten. Besonders kritisch ist die Einhaltung runder und spitzer Übergänge zu nachfolgenden Buchstaben. Bei unkorrekter Schreibung ensteht sonst ein völlig anderes Wort. Als beispiel soll das Wort "nah" herangezogen werden:


nah
a ist richtig mit rundem Übergang geschrieben

noch
a ist falsch mit spitzem Übergang geschrieben und wird so zu "oc"


Sütterlin Leseproben...

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In diesem Abschnitt habe ich 2 Leseproben abgebildet, welche auf der einen Seite als Leseübung gedacht sind, aber auch als Vorlage einer Schreibübung verwendet werden können:
Unterdes hatte Renald unruhig ein Tuch
aufgehoben und das Pistol endeckt, das
sie darunter verborgen hatte. Er erschrack
auf das heftigste und betrachtete es auf-
merksam von allen Seiten.
Und meine Seele spannte
weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
als flöge sie nach Haus.
 
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